3 Grad am Morgen. Lag ich nicht letzte Woche noch in der Sonne? Heute zwei Jacken angezogen fürs Fahrrad und den Weg zum Flughafen. Der Morgen ist glasklar, weder Nebel noch Wölkchen. CAVOK soweit das Auge reicht.
Die Katana wird uns aufgewärmt von der vorangegangenen Flugstunde überreicht. Im Funk melde ich mich mit dem Callsign der Schwestermaschine, kruzifix, diese Gewohnheiten. Der Tower witzelt, er könne mir eine CMC anbieten – da willigen wir mal ein, haha.
Nach Pass Lueg erscheinen die ersten weiß gezuckerten Gipfel: Dachstein, Kitzsteinhorn, Hochkönig. Man könnte schon Skifahren, wenn man denn wollte. Unglaubliche Sicht, ein Spread von 13 Grad, eigentlich will man da gar nicht mehr aufhören zu fliegen.
Besseres Wetter für Zell am See gibts nicht, also Linkskurve bei Saalfelden, Meldepunkt November, Meldepunkt Lake, 4.000 Fuß. Piste 26 ist in Betrieb, ungewöhnlich, somit müssen wir jetzt ein bisschen vom Himmel fallen, damit wir auf dem kurzen Anflug ausreichend Höhe abbauen. An den Berghang geschmiegt fliegen wir Aug in Aug mit den dortigen Hochspannungsleitungen in den Queranflug. Im Endteil kommt der Wind glücklicherweise von vorne, auf dem kurzen Stück will man nicht auch noch Crosswind bändigen.
Die Katana nimmt auf der Schwelle Platz, mit der neuen Pistenlänge haben wir eine richtig lange Rollzeit bis zur Abstellfläche im Gras.
Piz Buin! im Restaurant sitzen ein paar andere Piloten, ansonsten ist es ruhig. Und heiß, verrücktes Wetter. Der Kaiserschmarrn auf der Karte möchte gegessen werden. Wir schauen in das Panorama und genießen, Rudi zeigt auf den Berg gegenüber, auf den er acht Jahre lang mit dem Nationalkader zum Abfahrtstraining fuhr – morgens hoch zum Skifahren, nachmittags ins Schwimmbad. Das geht nur in Österreich!
Vor Abflug noch ein dusseliges Bild mit der neuen Fotowand gemacht :-). Dann heben wir wieder ab, Pferde (!!) und Kühe unter uns, die aus irgendeinem mystischen Grund in einer Linie mit dem Holding Point 08 stehen.
Beim Kaiserschmarrn haben wir uns eine abenteuerliche Route über Bad Gastein ausgedacht, herumgerechnet, ob wir über die Bergspitzen hinüberkommen. Nullgradgrenze bei 10.000 Fuß, wir brauchen 8.500. Es ist halt doch schon Herbst, die Maschine steigt eifrig: als wir den Platz im Süden passieren, sind wir schon auf 6.000 Fuß, ganz klein liegt er da unter uns, wo gerade eine Maschine startet.
Nun rechts rein ins Gebirge: Bad Gastein so winzig unter uns, wo sind denn die ganzen alten Hotels und der Fluss?
Drumherum schieben sich die Berge zu grünen, goldbraunen und weißen Klippen zusammen, einfach sensationell, über was wir da so hinüber cruisen. Wir sind aufgeregt, so knapp über den Gipfeln der zerklüfteten Landschaft. Was für ein unfassbar privilegierter Blick von oben auf diese epische Schönheit der Alpen!


Jetzt direkter Kurs nach Norden, am Horizont ist Pass Lueg deutlich zu erkennen. Wir sinken, melden uns ab bei Wien Info und hören ein wenig dem noch verschatteten ATIS zu. Wind 3 Knoten verstehen wir in dem brüchigen Funk. Sinkflug auf 3.500 Fuß und dann straight in auf RWY33.
Beim Ausrollen sind wir immer noch ganz andächtig. Selten so prachtvolles Wetter gehabt und solch einen Ausblick auf eine Landschaft, welche sich noch nicht zwischen Sommer und Winter entscheiden kann, und die gerade noch einmal Luft holt in der warmen Herbstsonne, bevor der Winterrummel losgeht. Ganz großes Kino.
hai, wie immer ein super toller Bericht von Dir, danke, lG Rudi
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Wow, ja super Bilder! Danke dafür und lieben Gruß aus Athen!
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vielen dank 🙂 und gruß ins schöne athen und griechenland!
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