Aufgabe: Dreiecksflug. Gefühlt allergrößte Hürde (von vielen) der Pilotenausbildung. Alleine durch die Berge, drei Flughäfen. In den letzten Tagen den Fluglehrer gezwungen, die geplante Strecke 2x mit mir abzufliegen: Angst, mich zwischen all den gleich aussehenden Gipfeln zu verirren. Kann ja nicht anhalten und nach dem Weg fragen.
Am Morgen des Flugs: Nebel an einem der Flugplätze. Kruzifix. Keine Chance, starren auf milchige Webcam. Plan bricht zusammen. Ausweichflughafen: nur einmal angeflogen, Monate her. Studiere ICAO Karte, Navigations-App, Anflugblatt. Bei Zell am See geradeaus, bei Bischofshofen auch. Sollte ich finden, also go. Bei Flugplanaufgabe versagt das österreichische IT-System. Ein Zeichen? Überfüllter Pilotenraum, Feiertag, alle wollen weg, keiner kann. Flugpläne ins Telefon diktiert, Chaos. Hoffe, im Luftraum geht nichts durcheinander. Tanken. Zeit läuft, kurzes Tageslicht, bin gestresst. Jemand gibt mir ein zweites Funkgerät. „Für alle Fälle“, wie ermutigend. Immerhin: Maschine springt willig an. Nicht so beim Kollegen, der wieder aussteigen muss.
Melde mich beim Tower. „Taxi to Lima 3 via exit 1“. Sapperlot, Lima 3, keine Ahnung, wo das ist. Rolle trotzdem los, blättere hektisch im Anflugblatt. Gefunden, stoppe. Soll dort den Run-up machen. Dicker Airbus rollt mir entgegen, fühle mich winzig. Im Funk meldet die Cessna hinter mir Probleme beim Run-up, muss aufgeben, wendet zurück zum Hangar. Gott will meine Nerven prüfen! Rolle grimmig zu Runway 33 Echo. „Cleared for takeoff“. Vergesse Fuel Pump, Taxi Light. Transponder auch nicht an, fällt mir glücklicherweise im Steigflug auf, bevor Tower mich erinnert und vor allen Mithörenden blamiert.
Ziele auf Pass Lueg, bei uns „das Venturi-Rohr“, aus Gründen. Tower wünscht mir guten Flug, weiß, dass ich zum ersten Mal allein auf große Reise gehe. Die Berge so schön, aber auch irre nah. Erleichtert: in der Ferne schon Saalfelden, links der Zeller See. It’s under control. Überflugzeit auf Flugplan notiert. Eine Schwestermaschine vom Club saust über mich hinweg, heim nach Salzburg.
Bin auf 6.500 Fuß, muss runter auf 4.500. Flugplatz St. Johann hört mich nicht beim Erstanruf, shit. Sinke, neuer Versuch, jetzt Landeinfo. Piste ist 31, sehe sie, bin viel zu hoch. Drücke Maschine runter, Speed steigt. Gleich fliegen mir Flugzeugteile um die Ohren. Muss verlangsamen, ziehe hoch. Landebahn kommt näher, nur ich komme nicht genug runter. Noch ein Gewaltversuch, Piste ist kurz, es muss passen. Irgendwo meldet sich ein weiteres Flugzeug. Ich entscheide. „Oscar Mike Bravo im Endanflug 3-1, ich starte durch“. Tower sagt: „Jaaa, dös gäht si ned aus, waas?“. Soll über der Ortschaft ausholen, dann wär’s leichter. Wieder hoch auf 4.000, muss über Bergausläufer in die Platzrunde. Neuer Anflug nach Schulbuch: Flaps 10, 70 Knoten. Flaps full, 60 Knoten. Butterweiche Landung. Geht doch.
Kaum ausgestiegen, Fluglehrer ruft an, in Sorge. Soll mich beeilen. Also los, wieder Zell am See – Bischofshofen – Autobahnkreuz – Fluss. Auf meinem alten iPad folgt ein kleines Flugzeug tapfer der pinkfarbenen Linie. Flugplatz Niederöblarn in Sicht, fliege sauber an, Punktlandung. Beim Parken auf der Wiese Norden mit Westen verwechselt. Egal. Kopfschmerzen, Schokoriegel. Aus dem Towerfenster lehnt ein Mann, ob er meinen Flugplan schließen soll. Ins Restaurant, bezahle Landegebühr, Smalltalk. Hinter der Dame dampft ein Schweinsbraten.
Draußen magische Stimmung, innehalten, Foto. In der Luft Bilderbuch, Abendrot. Kürze Strecke ab, über’s Winterstellgut, dann schon Kontrollzone Salzburg. Tower schickt mich zu Sierra. Nie so angeflogen, aber Sierra finde ich, rote Brücke. Landebahn funkelt von weitem in der Dämmerung. Knipse Positionslichter an. Windstill, in Zeitlupe perfekte Landung. Salzburg – Tirol – Steiermark in zweieinhalb Stunden. Der Himmel glüht feierlich: geschafft! Alles, was an Prüfungen noch kommt, ist leichter als dieser Flug. Bin erschöpft, aber glücklich.