Heute war alles doof

Nach_Erpfendorf

Heute war alles doof. Die gebuchte Maschine war plötzlich unklar. Kollegen von anderen Maschinen angerufen. Deren Reservierung nach hinten geschoben, davorgesetzt. Gewartet auf den Copiloten. Kurz vorm Outside Check Maschine getauscht. Nochmal telefoniert: ob ok, die Maschine eine Stunde später zu übergeben. Planung wieder umgeworfen. Was jetzt noch geht, ist gerade mal St. Johann und zurück. Schnell schnell. Ich kann das gar nicht haben. Ich kann das vor allem nicht haben, wenn ich 2 Monate nicht mehr im Cockpit gesessen habe. Doof. Winter. Irgendwas war halt immer: Schnee, Regen, Arbeit, Grippe, Maschine unklar. Meistens alles zusammen.

Also heute war eigentlich alles gut. Perfektes Wetter, perfekter Copilot, perfekte Maschine. Aber dann war ja alles doof. Es war voll, am Boden und in der Luft. Wir warten bei Delta. Irgendwas war da schon kompliziert, ich weiß nicht mehr was, schon der Run-up hat lange gedauert. Dann Clearance: left turn to Hallein. Start.

3.000 Fuß, die Piste liegt links von uns, da zieht von dort die Pilatus Porter genau in unsere Flugbahn. Keine Ahnung, wie das so eng werden konnte. Wir machen Nose down, während sie über uns kreuzt und davonsteigt.

Meine Klappen sind noch auf Takeoff, fällt dem Co auf. Doof. Schaffen es ohne Vorkommnisse durch Pass Lueg. Vor Saalfelden der nächste Traffic, diesmal weit unter uns, same direction. Er kratzt über die Hügelkuppen und dreht unvorhersehbare Kurven, schließlich steigend unter uns. Wir machen ein 360°, um ihn im Blick zu halten. Weg ist er, dann plötzlich unter uns in opposite. Doof. Wir hauen ab über Saalfelden.

Weiter Augen auf, der nächste Traffic kommt von Zell am See, sehr niedrig, sehr langsam, wird ignoriert. Bei Fieberbrunn Wien Info zum Abmelden gerufen, Wien Info hört uns nicht. Wie meistens. Doof. St. Johann Flugplatz hingegen ist da: Piste 31, immerhin direkter Anflug.

Im langen Endteil. Eine andere Maschine dreht aus dem Gegenanflug in unsere Richtung, der Tower bittet sie um Verzögerung. Wir landen, wenden am Ende der Piste. Die zweite Maschine ist schon im Short Final, wir sollen „beschleunigen“ beim Zurückrollen. Ich kann allerdings nicht mit V rotate über die Piste jagen. Der Pilot im Anflug mault, wenn dies „Beschleunigen“ sein solle, dann ginge sich das nicht aus. Er startet durch. Doof (selbst schuld wenn er mir am Leitwerk klebt). Wir parken, ich renne zum Tower zum Bezahlen. Flugplan. Wieder in die Maschine. Melde abflugbereit.

Hinter uns eine Maschine am Rollhalt, eine Cirrus, schneller als wir, wird uns verfolgen. Diskutieren über den kürzesten Weg zurück, Copilot telefoniert schon wieder mit dem Kollegen, der in Salzburg auf die Maschine wartet. Wir sind zu spät. Doof.

Biegen aus den Bergen ein, an Bad Reichenhall vorbei, Direction Whiskey. „Are you on my frequency?“ fragt der vielbeschäftigte Tower schon, und „are you able to proceed directly to Grödig?“. Affirmative. Die verflixte Porter ist schon wieder da! Miguel! Warst du das?

Noch vor Grödig schickt uns der Tower in den Turn into final, short approach please, und cleared to land. Immerhin gute Landung. Die Porter setzt hinter uns auf und verschwindet nach Sierra. Wir rollen zum Hangar. Der wartende Kollege gestikuliert wild, bitte zur Tankstelle rollen.

Wir sind echt zu spät. Doof. Überstürzte Flugerfassung, Dokumente wieder zurück zur Maschine. Hektik. Ich hasse Hektik. Doof. Reminder to myself: anders fliegen, damit es nicht stressig ist. Copilot wendet ein, Stress üben wäre gut. Ich stimme zu, aber nicht nach 2 Monaten Flugabstinenz. Kein gutes Gefühl beim Fliegen. Frustriert. Angestrengt. Entmutigt.

Doof.

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Ein Gedanke zu „Heute war alles doof

  1. Aber Du hast es doch geschafft!! Alles ist gut gegangen. Erinnert mich an irgendwelche Orchesterauftritte, wo man 12 Sekunden vor Auftritt merkt, dass eine Klappe am Intsrument klemmt und ein gewisser Ton nicht der ist, den man erwartet. Die Hektik, die dann folgt, braucht niemand. Es folgen die wütensten und auch einsamsten und hoffnungslosesten Momente in meinem Leben (abgesehen davon, wenn ich nachts wach liege und meine hypochondrische Krebsangst kultiviere). Und am Ende hat man es doch irgendwie geschafft. Dieser Stress, so schlimm er ist, ist wie ein Krafttraining für die Psyche:)) ..

    Der Text ist sehr schön.. Ich saß quasi hinter Dir im Flieger:))

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