P wie „bestanden“!

 

Der große Tag: fühlt sich klein an. Die zwei FINALEN Flugprüfungen. Könnte aufgeregt sein, aber meinen Jahresvorrat an Angst haben Allein- und Dreiecksflug aufgebraucht. „Formsache“ wäre untertrieben. Aber ein Flug mit Piloten neben mir, die über 10.000 Landungen im Flugbuch stehen haben, erscheint mir komplett gefahrlos.

Sturm, Regen, Schnee in der Woche. Aber heute: Flugwetter. Gestatten, ich, die „Sonnengöttin“. Maschine gecheckt, klettere an Bord. Prüfer ist bereit. Mein erster Flug mit ihm. Mache schon beim Rollen den Brakes Check verkehrt, auch beim Engine Run-up abweichende Wünsche vom Gelernten. Spannend; oft gibt es kein Richtig und Falsch, aber ein Anders.

Take-off. Verlassen die Kontrollzone, erste Übung Langsamflug. Klingt banal, aber fliegt ihr mal auf der Stelle. Prüfer begründet, „wenn du Touristen an Bord hast“. Also merkt’s Euch, falls Ihr mal bei mir an Bord Erinnerungsfotos machen wollt. Strömungsabriss, Slippen, ganzes Programm, Steilkurven. Extra noch geübt. „Haste wohl geübt?“, schaut er mich an. Was für grüne Augen, bin ganz verwirrt. Doch Konzentration: zurück zum Flughafen, Anflug. Drei Landungen, alle gut. Rollen zum GAC. D-Check bestanden. Bin offiziell „prüfungsreif“.

Gönne mir eine Stunde Pause, dann DIE letzte Prüfung. Bin gut „eingeflogen“, Maschine ist warm. Den Prüfer bei den Flying Bulls ausgesucht, gönne mir ein bißchen Glamour im Cockpit! Flugplanung auf meinem Kneeboard, Prüfliste auf seinem. „Oscar Mike Charlie, in front of round hangars, information ‚Juliet’ received, request taxi“.

Zwei langatmige Standardturns zu Beginn, doch dann sofort Notlandeübung. Der Flying Bull zieht mir das Gas weg, jetzt muss es schnell gehen. Windrichtung? Rauchfahne! Drehe 180°. Suche: langes Feld, abgemäht, keine Hochspannungsleitung, keine Gräben, nah an Straße. Ich hab eins! Höhe abbauen, Flaps setzen, es irgendwie treffen. Unvermeidlich kommt uns der Boden entgegen. In Gedanken bei den Anwohnern am Mittagstisch, die mit offenem Mund den Löffel sinken lassen. Bevor wir am Wohnzimmer vorbeifliegen: durchstarten. 150m über Grund, niedriger nicht erlaubt, und auch das nur über unbewohntem Gebiet.

Next: Navigationsübung, Radial vom Flughafen Linz, interceptieren, Flugplatz LOLK finden. Drehen am VOR Knopf rum, schon die nächste Aufgabe. Strömungsabriss. Stall mit vollen Klappen. Stall mit Vollgas. Maschine fliegt noch! Zurück nach Salzburg, auf 3.500 Fuß quer über die Piste, seltene Sicht von oben auf winzige Airliner. Über der Runway: wieder Gas weg. Spotlanding, genau auf die Schwelle bitte. 2.000 Fuß Höhe abbauen, hantiere mit Klappen und dem richtigen Anflugbogen, die Schwelle saust unter mir durch, leider fliege ich noch. Doch es passt, 200m darf ich überziehen, Touchdown. Prüfer setzt Häkchen auf die Liste.

Noch zwei Landungen, mit Klappen, ohne Klappen. Wir rollen zum Hangar. Prüfer wird später „sehr gute Performance“ in die Unterlagen kritzeln. Im Pilotenraum Papierkram. Flugbuch. Bordbuch. Elektronische Schülerkladde. Prüfungsbogen. Kopien der Flugplanung. Medical. Funkzeugnis. Reisepass. Meldezettel. Du liebe Zeit!

Gratulation vom Prüfer. Ich soll es genießen. Also spaziere ich nochmal alleine aufs Vorfeld. Knipse ein bisschen herum. Stehe ein bisschen herum. Bin ein bisschen glücklich. Ich: die Pilotin. Denke das, ganz in Stille. So unwirklich! Vor 9 Monaten das erste Mal gestartet. Nun über 200 Landungen. Und jetzt???

 

 

 

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